Ein Design-Thinking-Ansatz
Im Jahr 2025 ist die Digitalisierung der Patientendossiers in Gesundheitseinrichtungen längst Realität. Dennoch muss sie so gestaltet werden, dass sie den Erwartungen der Endnutzer bestmöglich entspricht. Als Softwareanbieter verpflichtet sich Kheops Technologies tagtäglich zu einem Entwicklungsansatz nach dem Prinzip des Design Thinking bzw. User Centered Design, bei dem der Nutzer stets im Mittelpunkt der Überlegungen steht.
Das Projekt zur Weiterentwicklung der elektronischen Medikamentenverordnung innerhalb unseres Schweizer elektronischen Patientendossiers ClevEHR (Projektname: PRCV2, für die Eingeweihten) verkörpert diesen Ansatz auf ideale Weise.
Elektronische Medikamentenverordnung: Die Herausforderung einer intuitiven Benutzeroberfläche
Eine Pflegefachperson dokumentiert eine Pflegeleistung. Ein Anästhesist passt eine Dosierung an. Ein Arzt verordnet eine Infusion.
Unabhängig von der Art der Verordnung gehört die medizinische Verschreibung zu den täglichen Kernaufgaben, bei denen die Benutzerin oder der Benutzer bereits eine klare Absicht hat, bevor überhaupt mit der Eingabe begonnen wird.
Bei der elektronischen Verordnung besteht die Herausforderung darin, eine ergonomische und intuitive Benutzeroberfläche zu gestalten, die diese Absicht bestmöglich erfasst, unterstützt und effizient umsetzt.
Das IT-Tool soll dem Denkprozess des Nutzers folgen – nicht umgekehrt.
Die Lösung passt sich den Bedürfnissen und der Einzigartigkeit jeder Situation an. Die Benutzeroberfläche wird zur natürlichen Verlängerung des Denkens.
Eine gemeinsame Innovation
Vor diesem Hintergrund wurde die elektronische Verordnung in ClevEHR in enger Zusammenarbeit mit vielen unserer Kundinnen und Kunden entwickelt – bedeutenden Akteuren des Schweizer Gesundheitswesens.
Fachärztinnen und -ärzte, Pflegefachpersonen sowie Verantwortliche für elektronische Patientendossiers (EPD) haben sich mit unseren Kheops-Teams zusammengeschlossen – darunter Business-Analysten, Entwickler, Ärztinnen und Ärzte mit Spezialisierung in medizinischer Informatik sowie Pflegeexpertinnen und -experten.
Ziel dieser ambitionierten, kollaborativen und iterativen Zusammenarbeit war es, ein neues Paradigma für die medizinische Verordnung zu definieren.
Das mentale Modell der Verordnung
Aus dieser kollaborativen Arbeit heraus hat Kheops das entwickelt, was wir das mentale Modell der Verordnung nennen : Ein interdisziplinärer Konsens, der das natürliche Denken bei medizinischen Verordnungen abbildet und die zentralen Schritte dieses Prozesses vereint.
Daraus entstand zunächst ein Modell, dann eine grafische Benutzeroberfläche – klar strukturiert, adaptiv und so intuitiv wie möglich gestaltet.
UI & UX nutzerzentriert gestaltet

Basierend auf unserem ClevEHR Design System wurde die Benutzeroberfläche so konzipiert, dass sie effizient und nutzerzentriert ist. Sie folgt dabei mehreren funktionalen und technischen Prinzipien, darunter:
Eine adaptive und dynamische Benutzeroberfläche
Da eine orale Medikamentenverordnung nicht wie ein Analgetikum über Infusion oder wie eine pflegerische Maßnahme verschrieben wird, passt sich die Benutzeroberfläche automatisch an die Art des Medikaments und den jeweiligen Kontext an. Sie entwickelt sich fortlaufend, verändert sich im Verlauf der Eingabe und entsprechend den Nutzerentscheidungen.
Die Oberfläche absorbiert die Komplexität – der Nutzer wird nicht von seinem Ziel abgelenkt.
Pareto-Prinzip
Je nach Verordnungskontext bevorzugt die Benutzeroberfläche bei jeder Dosierungskomponente die häufigsten Anwendungsfälle, gemäß dem Pareto-Prinzip (80/20-Regel).
Ohne seltene Fälle auszuschließen, strebt dieser Ansatz ein Gleichgewicht an, um eine übersichtliche Darstellung trotz vielfältiger Optionen zu gewährleisten.
Die Oberfläche ist klar und fokussiert – der Nutzer erfasst das Wesentliche.
Automatisierung der Eingabe
Das System nutzt die Historie der bereits erstellten Verordnungen des verschreibenden Arztes. In Kombination mit einer initialen Konfiguration schlägt die Anwendung eine weitgehend vorausgefüllte Dosierung vor.
Ohne die ärztliche Entscheidungsfreiheit einzuschränken – die Verantwortung bleibt beim Verordner – ermöglicht dies eine zielgerichtete Eingabe mit Fokus auf Anpassung und Überprüfung.
Die Oberfläche ist vorschlagsbasiert – der Nutzer arbeitet effizient.
Fachliche Prozesse: Ausgewogene Rollenverteilung
Neben der medizinischen Sicherheit erfüllt die neue Verordnungsfunktion in ClevEHR die geltenden gesetzlichen Anforderungen in der Schweiz und berücksichtigt gleichzeitig die Komplexität und Praxisrealität im Pflegealltag.
Sie unterstützt bewährte Verfahren und schafft ein ausgewogenes Zusammenspiel der Rollen von Arzt, Apotheker und Pflegefachperson.
Die ärztliche Signatur als Validierung der Verordnung, die klare Abgrenzung des medizinischen Auftrags – all dies sind funktionale Hebel zur Sicherstellung der Compliance und zur Einbindung in die Vorgaben der Einrichtung.
Ein Fundament für zukünftige Weiterentwicklungen
Auch wenn diese erste Etappe vor allem darauf abzielt, das Vertrauen und die Akzeptanz der Nutzerinnen und Nutzer zu gewinnen – angesichts der unvermeidbaren Transformation und Digitalisierung des Pflegeberufs –, eröffnet sie gleichzeitig vielversprechende Perspektiven, die im Zentrum der Vision unserer Lösung ClevEHR stehen.
Die Teams von Kheops führen diese Überlegungen weiter, mit Fokus auf:
Integration spezifischer Verordnungsmodelle :
- Zyklische Verordnungen
- Verordnungen in grafischer Form
- „Abhängige Analysen“
Einbindung in klinische Behandlungspfade (Care Pathways)
Erweiterter Medikamentenkatalog – eine grundlegende Voraussetzung für:
- Verordnung nach Wirkstoffnamen (DCI)
- Verwaltung von Arzneimittelallergien
Integrierter Pflegeplan
Machine Learning & Künstliche Intelligenz
Mobile App, damit Pflegekräfte Verordnungen auch unterwegs verwalten können
Verfasst von Simon D.,
Business Analyst bei Kheops Technologies SA